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11. Kapitel
Die Abendübung und die Gewissenserforschung.
Wie du vor dem Mittagessen deine Seele durch die Betrachtung nährst, so wirst du ihr auch vor dem Abendessen noch etwas geistliche Nahrung geben. Nimm dir also vorher etwas Zeit zum Gebet.
Wirf dich anbetend vor Gott nieder, halte dich gesammelt beim gekreuzigten Jesus (den du dir durch eine einfache Erwägung und einen inneren Blick vorstellst) und erneuere in deinem Herzen die Flammen der Morgenbetrachtung durch einige lebhafte Stoßgebete zum göttlichen Heiland deiner Seele. Du kannst auch die Punkte wiederholen, die dich in der Morgenbetrachtung am meisten angesprochen haben, oder deine Seele durch andere Gegenstände anregen, wie es dir gelegener ist.
Die Gewissenserforschung, die man immer vornimmt, ehe man zu Bett geht, soll wie folgt gehalten werden:
1. Danke Gott, dass er dich diesen Tag erhalten hat.
2. Prüfe dein Verhalten während des ganzen Tages. Um dies leichter zu können, überlege, wo und bei wem du warst, womit du dich beschäftigt hast.
3. Glaubst du etwas Gutes getan zu haben, so danke Gott. Hast du aber in Gedanken, Worten oder Werken gesündigt, dann bitte die göttliche Majestät um Verzeihung und nimm dir vor, es bei der nächsten Gelegenheit zu beichten und dich gründlich zu bessern.
4. Dann empfiehl der göttlichen Vorsehung deinen Leib und deine Seele, die Kirche, die Eltern und Freunde. Bete zu Unserer lieben Frau, zum Schutzengel und zu den Heiligen, dass sie über dich und für dich wachen mögen. Bitte Gott um seinen Segen und begib dich zur Ruhe, die uns nach seinem Willen notwendig ist.
Diese Übung darf man nie vergessen, ebenso wenig wie die Morgenübung. Durch die eine öffnen wir die Augen unserer Seele der Sonne der Gerechtigkeit, durch die andere schließen wir sie vor der Finsternis der Hölle.
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