Verschiedene Ratschläge, um die Seele durch das Gebet und die Sakramente zu Gott zu erheben
Zweiter Teil
     
 

HOME | VORIGES KAPITEL | INHALT | NÄCHSTES KAPITEL

16. Kapitel
Verehrung und Anrufung der Heiligen.

Da uns Gott seine Einsprechungen oft durch seine Engel zukommen lässt, sollen wir auch unsere Gebete oft durch sie zu Gott emporschicken. Die heiligen Seelen der Verstorbenen, die im Himmel mit den Engeln vereint und, wie der Herr sagt, den Engeln gleich sind (Mt 22,30), tun dasselbe; auch sie wirken auf uns ein und beten für uns. Vereinigen wir unsere Herzen mit diesen himmlischen Geistern und heiligen Seelen. Wie die jungen Nachtigallen mit den alten singen lernen, so werden auch wir durch den Umgang mit den Heiligen das Lob Gottes schöner beten und singen lernen: „Ich werde im Angesicht der Engel singen“, sagt David (Ps 138,1).
Ehre und verehre mit besonderer Liebe die heilige und glorreiche Jungfrau Maria. Sie ist die Mutter unseres höchsten Vaters. Gehen wir zu ihr wie kleine Kinder, schmiegen wir uns mit vollkommenem Vertrauen an ihre Brust. Rufen wir bei jeder Gelegenheit diese gütige Mutter an, wenden wir uns an ihre Mutterliebe; bemühen wir uns, ihr Tugendleben nachzuahmen, und hegen wir eine wirklich kindliche Liebe zu ihr.
Mit den Engeln musst du ganz vertraut werden. Betrachte sie oft, wie sie deinem Leben unsichtbar zur Seite stehen. Liebe und verehre den Schutzengel deines Bistums, die Schutzengel der Menschen, mit denen du zusammenlebst, besonders aber deinen eigenen. Bete oft zu ihnen, preise sie, nimm ihren Beistand in Anspruch in deinen geistlichen und zeitlichen Anliegen, damit sie nach deinen Wünschen mit dir wirken.
Der große Petrus Faber, der erste Priester, Prediger und Lektor der Theologie der Gesellschaft Jesu, der erste Gefährte des hl. Ignatius, kam einmal von Deutschland her, wo er zur Ehre Gottes Großes geleistet hatte, durch sein Heimatbistum und erzählte, dass er auf der Reise durch häretische Orte immer die Schutzengel jeder Pfarrgemeinde begrüßte und dadurch viel Trost empfing. Er habe förmlich gefühlt, wie sie ihm halfen, ihn gegen die Anschläge der Häretiker zu schützen und viele Seelen für die Heilslehre empfänglich und gelehrig zu stimmen. Er sagte dies so eindringlich, dass mir vor vier Jahren, also 60 Jahre später, dies eine Dame mit großer Ergriffenheit erzählte, die es aus seinem eigenen Mund gehört hatte. Es war mir eine große Freude, in dem kleinen Dorf Villaret inmitten unserer rauen Berge vor einem Jahr einen Altar an der Stelle zu weihen, wo dieser heilige Mann das Licht der Welt erblickt hat.
Wähle dir auch noch einige Heilige, deren Leben dir besonders gefällt und gut nachgeahmt werden kann, zu deren Fürbitte du ein besonderes Vertrauen hast. Dein Namenspatron ist dir ja schon in der heiligen Taufe bestimmt worden.

HOME | VORIGES KAPITEL | INHALT | NÄCHSTES KAPITEL

NACH OBEN