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25. Kapitel
Von der geziemenden Kleidung.
Der hl. Paulus verlangt, dass die frommen Frauen (das gleiche gilt auch für die Männer) in geziemender Kleidung erscheinen, mit Sittsamkeit und Züchtigkeit geschmückt (1 Tim 2,9).
Die Kleidung und jeglicher Schmuck sind schicklich, wenn sie sauber sind, aus passendem Stoff und in entsprechender Form angefertigt. Sauber muss unsere Kleidung immer sein; soweit es möglich ist, sollen wir an ihr weder Schmutz noch Flecken dulden. Die äußere Reinlichkeit ist in bestimmtem Maß ein Sinnbild der inneren Sauberkeit. Gott verlangt sogar die körperliche Reinheit von denen, die sich seinem Altar nahen, denen die Frömmigkeit berufsmäßige Aufgabe ist (vgl. Jes 52,11).
Für Stoff und Schnitt der Kleidung sind die Regeln der Schicklichkeit maßgebend, je nach der Zeit, dem Alter und Stand, der Gesellschaft und den Gelegenheiten. Man zieht sich an Festtagen besser an und macht auch da noch Unterschiede nach dem Rang der Feste. Während der Bußzeit, z. B. in der Fastenzeit kleidet man sich einfacher, auf einer Hochzeit erscheint man in festlicher Kleidung, bei einer Beerdigung im Trauergewand. Hat man Audienz bei hohen Persönlichkeiten, so kleidet man sich entsprechend, zu Hause ist man einfacher angezogen. Die verheiratete Frau kann und soll sich schmücken für ihren Mann, wenn er es wünscht; tut sie es aber auch in seiner Abwesenheit, so wird man fragen, für wessen Augen sie diesen Aufwand macht. Mehr Putz erlaubt man den jungen Mädchen, denn sie dürfen mehreren zu gefallen wünschen, freilich nur zu dem Zweck, einen davon für den heiligen Ehestand zu gewinnen. Man wird auch nichts daran auszusetzen haben, wenn Witwen, die wieder heiraten wollen, etwas Schmuck anlegen, wenn sie ihn nur nicht auffallend zur Schau stellen; da sie doch schon einmal verheiratet waren und die Trauer des Witwenstandes durchgemacht haben, setzt man bei ihnen eine gewisse Reife und Abgeklärtheit voraus. Für die wahren Witwen aber, die es nicht nur äußerlich, sondern auch dem Herzen nach sind, schickt sich kein anderer Schmuck als Demut, Bescheidenheit und Frömmigkeit. Wenn sie nämlich in Männern Liebe wecken wollen, dann sind sie in Wahrheit nicht Witwen; wollen sie das aber nicht, wozu beladen sie sich dann mit Dingen, die dazu reizen? Wer keine Gäste aufnehmen will, darf auch kein Gasthausschild aushängen. Über alte Leute, die sich hübsch machen wollen wie junge Mädchen, hat man stets gespottet; solche Eitelkeit gestattet man nur der Jugend.
Sei sauber! Nichts an dir soll schlampig und vernachlässigt sein. Unordentliche Kleidung bedeutet eine Missachtung der Leute, mit denen man umgeht. Hüte dich aber vor allem Gezierten und Eitlen, vor jedem auffallenden und unsinnigen Aufputz. Soviel du kannst, halte dich stets an Einfachheit und Bescheidenheit, den größten Schmuck der Schönen und die beste Entschuldigung der Hässlichen. Der hl. Petrus mahnt die jungen Frauen, ihre Haare nicht übermäßig gekräuselt und gewellt, geringelt und geschniegelt zu tragen (1 Petr 3,3; vgl. 1 Tim 2,9). Männer, die so weichlich sind, mit solchen Auswüchsen der Gefallsucht ihre Zeit zu verlieren, sind mit Recht als weibisch verrufen, und eitle Frauen hält man für schwach in der Keuschheit; zum mindesten ist von ihr bei diesen Tändeleien und dieser Putzsucht nichts zu sehen. Man sagt wohl, man denke dabei nichts Schlechtes; der Teufel tut es aber gewiss, wie ich immer wieder betonen muss.
Ich für meinen Teil wünsche, dass der fromme Mann, die fromme Frau stets die bestgekleideten aber am wenigsten auffallenden und aufgeputzten in ihrer Umgebung seien; sie sollen sich mit Anmut, Wohlerzogenheit und Würde schmücken, wie das Buch der Sprüche (31,25) sagt. Der hl. Ludwig fasst all dies in wenige Worte zusammen: „Jeder soll sich standesgemäß kleiden, damit nicht die Weisen und Guten sagen können, du gibst zu viel auf Kleidung, oder die jungen Leute, du hältst zu wenig darauf.“ Scheint aber den jungen Leuten das Schickliche zu wenig, dann halte man sich an den Rat der Weisen.
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