Die wichtigsten Weisungen gegen die gewöhnlichen Versuchungen
Vierter Teil
     
 

HOME | VORIGES KAPITEL | INHALT | NÄCHSTES KAPITEL

7. Kapitel
Mittel gegen schwere Versuchungen.

Sobald du die Versuchung fühlst, mache es wie die kleinen Kinder, die sofort zu Vater und Mutter laufen oder um Hilfe schreien, sobald sie einen Wolf oder Bär erblicken. So nimm auch du deine Zuflucht zu Gott; bitte ihn, dass er sich deiner erbarme und dir helfe. Der Heiland selbst lehrt uns: „Betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet“ (Mt 26,41).
Siehst du, dass die Versuchung anhält oder gar zunimmt, dann umfange eilends das Kreuz, als sähest du Jesus daran hängen. Beteure, dass du der Versuchung nicht zustimmen willst, bitte Jesus um Hilfe und setze deine Beteuerung fort, solange die Versuchung anhält. Betrachte dabei aber nicht die Versuchung, sondern den Herrn. Schaust du nämlich auf die Versuchung, so könnte sie deinen Mut erschüttern, besonders wenn sie heftig ist.
Lenke deinen Geist ab durch eine gute und erlaubte Beschäftigung; sie wird deine Sinne und dein Denken einnehmen und die Versuchung mit ihren schlechten Vorstellungen verdrängen.
Das große Heilmittel gegen alle Versuchungen, die schweren wie die leichten, ist, offenherzig alle Vorstellungen, Gefühle und Empfindungen dem Seelenführer mitzuteilen. Das erste, was der böse Feind von denen verlangt, die er verführen will, ist, dass sie schweigen sollen. Verführer von Frauen und Mädchen handeln ja auch so; sie verbieten zu allererst, dass sie von ihrem Antrag dem Vater oder Gatten erzählen, während Gott bei seinen Einsprechungen vor allem verlangt, dass wir sie unserem Vorgesetzten und Seelenführer mitteilen.
Wenn die Versuchung uns trotzdem hartnäckig weiter plagt und verfolgt, dann bleiben auch wir hartnäckig bei der Beteuerung, dass wir nicht nachgeben wollen. Wie man ein Mädchen nicht heiraten kann, wenn es nein sagt, so kann die Seele wohl verwirrt aber nie verwundet werden, solange sie nein sagt.
Streite nicht mit dem Feind! Erwidere kein Wort außer dem einen, womit der Herr ihn beschämte: „Zurück, Satan! Du sollst den Herrn, deinen Gott anbeten und ihm allein dienen“ (Mt 4,10). Eine anständige Frau würdigt den Verführer, der ihr schmutzige Anträge stellt, keines Wortes, ja sie sieht ihn nicht einmal an, sondern lässt ihn einfach stehen, wendet das Herz ihrem Mann zu und erneuert ihm den Treueschwur, ohne sich irgendwie auf Verhandlungen einzulassen. So darf auch der fromme Mensch, wenn er von einer Versuchung überfallen wird, sich keineswegs dabei aufhalten, mit ihr zu streiten oder ihr zu antworten, sondern er wendet sich einfach Jesus zu, beteuert ihm die Treue und erneuert seinen Willen, ihm allein anzugehören.

HOME | VORIGES KAPITEL | INHALT | NÄCHSTES KAPITEL

NACH OBEN